Donnerstag, 21. Juni 2012

Das Thema mit der Akkordschlachtung

Die ZEIT hat heute einen Artikel über die Zustände in deutschen Schlachthöfen veröffentlicht (außerdem auch die Süddeutsche und der Stern). Dass viele Tiere nicht richtig betäubt sind, wenn sie geschlachtet werden, war mir bekannt. Bei solchen Zahlen wird einem dann aber doch mal wieder ganz anders. Money Quote:
Aufgrund der Akkordarbeit auf den etwa 5.100 zugelassenen deutschen Schlachthöfen müssten Tiere wegen Fehlern bei der Betäubung unnötig leiden. Bis zu neun Prozent der Rinder würden nicht richtig betäubt, bei Schweinen belaufe sich die "Fehlbetäubungsrate" bei von Hand bedienten, elektrischen Anlagen auf bis zu zwölf Prozent.
Da wird nun eventuell jemand sagen - "Ach, neun Prozent? Zwölf Prozent? Das sind doch immer noch fast 90%, bei denen das nicht so ist!" Nun ja - bei rund 58 Mio. geschlachteten Schweinen im Jahr (nur in Deutschland im Jahr 2010, im vergangenen Jahr waren es wohl bereits 59 Mio.) wären das über den Daumen gepeilt fast 7 Mio. Schweine, die nicht betäubt sind, wenn sie geschlachtet werden. Zumindest, wenn man davon ausginge, dass all diese Tiere durch von Hand bediente, elektrische Anlagen getötet werden. Ich kenne die genaue Prozentzahl nicht und konnte sie auch nicht auf die Schnelle herausfinden, aber selbst großzügig gerechnet stünden als Ergebnis immer noch erschreckende Zahlen auf dem Papier. Auch wenn es "nur" einige Tausend wären, es wären immer noch zu viele.
Als Veganerin lehne ich Fleischkonsum ab, doch ich weiß, dass ich damit zu einer Minderheit gehöre. In Deutschland leben ca. 7 Mio. Vegetarier (ich gehe davon aus, dass die Veganer mit eingerechnet werden). Es werden zwar mehr, andererseits steigt die Fleischproduktion ebenfalls. Es ist also leider gänzlich unwahrscheinlich, dass auf die Tötung von Tieren verzichtet werden wird. Der Großteil der Bevölkerung lebt mit dem Fleisch auf dem Teller und an diesem Umstand wird sich wohl vorerst nur wenig ändern. Wohin die Tendenz also gehen muss, ist, eine leidlosere (Komparativ) Schlachtung verpflichtend zu machen. 9 bzw. 12% Betäubungsfehlerquote dürfen nicht sein. Derartige Fehler dürfen nicht passieren, wenn schon geschlachtet werden muss. Leider ist dieses Vorhaben unter den derzeitigen Bedingungen schwer durchzuführen. Die alltägliche Tierquälerei in den Schlachthöfen ist der Bevölkerung noch nicht so sehr ins Bewusstsein gesickert, dass sich mehr Menschen gegen den Fleischkonsum entscheiden würden und die Fleischindustrie hat ein großes Interesse daran, dass das auch so bleibt. Denn lasst uns nicht vergessen: Hier geht es um Geld. Und wir alle kennen die Macht des Geldes.
Aufgeben ist aber nicht drin. Noch mehr Engagement ist nötig, dies aber auch und vor allem politisch. Denn wir dürfen nicht vergessen, dass wir im Großen nur etwas ändern können, wenn wir aktiv werden - und wenn das nur bedeutet, bei der nächsten Wahl das Kreuzchen an der richtigen Stelle zu machen.

Weiterführende Links:
Tierschutzgerechte Betäubung von Schlachttieren
Tierschutz in den Wahlprogrammen der Parteien
Wahlprüfsteine der Albert-Schweitzer-Stiftung
Schlachthof Transparent

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