Dienstag, 24. Juli 2012

Vegane Gedanken in Ostfriesland

Mein Freund und ich sind gerade an der Nordseeküste und hüten das Haus, während seine Eltern im Urlaub sind. Ich liebe diese Ecke Deutschlands sehr. Wenn man - wie ich - aus Süddeutschland stammt, ist man an Berge, Täler und endlose Wälder gewöhnt. Meine Heimatstadt liegt zwischen Schwarzwald und Bodensee, man könnte also sagen, ich komme aus dem tiefsten Schwabenland. In diese Region strömen Unmengen an Touristen, um wandern zu gehen und das viele Grün zu genießen. Ich kann das verstehen, ich mag meine Heimat auch sehr. Ich muss allerdings auch sagen, dass diese Gegend dazu tendiert, einen einzukesseln. Ich fühle mich gelegentlich geradezu erdrückt von diesem Auf-und-Ab-Spiel der Landschaft, der Horizont verschwindet zwischen Wäldern und Bergen, so etwas wie "Endlosigkeit" gibt es dort nicht. Aus diesem Grunde liebe ich es, alle paar Monate in den Norden zu kommen. Schon wenn ich in Oldenburg umsteige, merke ich, wie ich innerlich aufatme. Hier ist die Landschaft flach und schnurgerade, sie ist rauer und nicht so lieblich wie die Gegend, aus der ich stamme, aber sie gibt auch mehr Freiheit. Ich genieße es unglaublich, an der Küste zu stehen und mir den Meerwind um die Nase wehen zu lassen. Ich bin ein Kind des Schwabenlandes, aber im Herzen eben doch ein Nordmensch. ;-)
Es gibt aber noch etwas, das ich hier sehr schätze und das mich jedes Mal aufs Neue erfreut: die vielen Tiere, die hier friedlich in der Sonne (oder auch völlig unbeirrt im Platzregen) grasen. Wer einmal durch Ostfriesland gefahren ist, weiß, dass die schwarzweiß gefleckten Punkte auf all dem Grün einfach zum Landschaftsbild dazugehören. Eine ostfriesische Landschaft ohne Kühe? Undenkbar.
Natürlich habe ich im Hinterkopf, dass es eigentlich nicht so viele Tiere sein dürften. Eigentlich sollte man sich nicht daran erfreuen, dass die industrielle Tierhaltung dazu führt, dass überhaupt derartige Massen an Tieren gezüchtet werden, um sie am Ende im Schlachthof töten zu können. Derartiges Leben entstehen zu lassen, um es beenden zu können, erscheint mir wie der blanke Hohn. Was da auf den Wiesen steht, landet am Ende auf dem Teller eines Menschen. Oder im Container, was das Ganze noch absurder macht.
Und dennoch bin ich froh, wenn ich auf dem Weg in die nächste Stadt so viele Kühe auf den Weiden sehe. Es ist nicht so, dass das alles "Bio-Rinder" wären. Wenn es danach ginge, bestünde Ostfriesland komplett aus Bio-Landwirtschaft. Nein, es ist einfach normal, dass die Tiere grasen und sich bewegen können. Und lieber sehe ich die sog. "Nutztiere" auf freien Flächen, mit glänzendem Fell und wachen Augen, als dass ich sie eingepfercht und angekettet in dunklen Ställen vermute oder gar weiß. Wenn es denn schon sein muss, dann doch lieber ein sonniges Leben im Freien als ein dunkles in irgendwelchen Verschlägen.
Es macht mich traurig, wenn ich in Süddeutschland im direkten Vergleich so wenig Rinder im Freien sehe. Ich weiß, dass sie existieren, diese Unmengen an Kühen. Wenn man aber weiterdenkt, wo sie sich vermutlich aufhalten (müssen), wird einem ganz anders.

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